Lust auf Gospel, Groove und Power
Im Jahr 2002 wurden die „St. Paul‘s Gospel Voices“ gegründet
„Was halten Sie eigentlich von einem Gospelchor…?“ Fast wie aus einem Munde kam diese Frage von Matthias Richter und mir am Ewigkeits-Sonntag 2001 nach gemeinsamem Dienst auf dem Friedhof. Damals noch „per Sie“, trafen wir uns zum ersten Mal etwas privater zum Gedankenaustausch.
Das war die Geburtsstunde des Gedankens „ein Gospelchor in St. Paulus“. Kurz darauf kam Jürgen Günther mit „ins Boot“, der Gründungsplan eines Förderkreises wurde durch seine sachkundige Unterstützung geschmiedet, Gespräche geführt, geplant, geworben, eingeladen.
Am Donnerstag, dem 15. August 2002, öffnete sich das St.-Paulus-Gemeindezentrum für das erste Treffen gospelinteressierter Menschen. 50 Stühle stellten wir bereit, 90 wurden benötigt. Es trafen sich sangeslustige Leute aus St. Paulus, aus Buxtehude und Umgebung, kirchlich oder nicht kirchlich orientiert, mit sehr wenig bis viel Chorerfahrung, im Alter von 17 bis 70 Jahren. Schon in der ersten Probe war die Lust auf Gospel, Groove und Power zu spüren, die ersten „Warm ups“ mit Bewegung wurden probiert. Matthias, Jürgen und ich waren voller Spannung: Wie viele kommen nächste Woche wieder?
Es entwickelte sich eine Chorgruppe mit viel Dynamik und Engagement. Das Interesse an einem Chor, der sich musikalisch, stimmlich, rhythmisch entwickelt, war groß, was an der Begeisterung für interne Sonderproben und überregionale Workshops und Gospelfestivals erkennbar war. Um zuverlässige Mehrstimmigkeit wurde hart gekämpft, und das mit Erfolg, wie heute zu hören ist. Durch den hohen Anteil an Frauenstimmen habe ich mich für Dreistimmigkeit entschieden – Sopran, Alt 1 und Alt 2 -, die auch in ursprünglichen Gospelchören üblich ist. Einige Männer singen bei uns den Sopran oktaviert, andere mit dem Alt 2 in der Tenorlage, so dass doch eine Vierstimmigkeit entsteht. Wenn die hohen Sopranistinnen in manchen Arrangements noch eine Stimme darüber singen, erklingt der Gospelchor fünfstimmig.
Im Mai 2011 gestalteten die St. Paul´s Gospel Voices den Gründungs-Gottesdienst der Paulz-Stiftung mit der Gospelmesse „Come into his presence“. Matthias Richter war zu diesem Gottesdienst zu Gast, und im Anschluss tauschten wir uns über den Gesang des von uns mit viel Herzblut gegründeten Chores aus. „Der Gospelchor hat eine Piano-Kultur entwickelt“, meinte Matthias. Ein schönes Kompliment, was ich sehr gern an die Gospeler weitergegeben habe.
Der Gospelchor ist an seinen Herausforderungen gewachsen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Generalprobe vor dem ersten Konzert am 23.06.2003. Wie stehen wir, wie singen wir, wie bewegen wir uns? Es steckte noch einiges in den Kinderschuhen.
Dem folgte 2004 die erste Konzertreise durch Sachsen, in schwarz mit Tüchern, und 2006 eine zweite, bereits mit Chorrobe, durch Norddeutschland.
Aus heutiger Sicht stelle ich fest, dass die intensiven Proben vor Konzerten, das Einstellen auf unvorhersehbare Konzertsituationen, die Flexibilität im Umgang mit verschiedenen Musikern, das Lampenfieber und das gemeinsame Gehen durch Dick und Dünn den Chor musikalisch und menschlich gestärkt haben.
Alle Gottesdienste, Feste, Festivals, Benefiz- oder andere Konzerte, die gesungen wurden und für die es eine intensive Probenphase im Vorfeld gab, waren ein Meilenstein im musikalischen Wachsen des Chores für das Ergebnis der heutigen „St. Paul´s Gospel Voices“.
Durch die Jahre getragen haben uns die Inhalte unserer Gospel. Die Texte haben uns Kraft gegeben, uns versöhnt, manchmal auch weinen lassen und erfüllt, uns Freude geschenkt oder nachdenklich gestimmt. Wir sind dankbar, wenn der Funke der Gospel auf unsere Zuhörer überspringt, wir sie mitreißen und berühren können.
Leistungsstarke Solistinnen und Solisten, die sich auch außerhalb des Gospelchores gesanglich weiterbilden bzw. tätig sind, bringen Brillanz in unsere Gospelsongs und peppen unsere Arrangements noch extra durch eine kleine Chorgruppe auf. Zur authentischen Begleitung afrikanischer Spirituals schlossen sich rhythmisch interessierte Choristen zum Percussion-Ensemble zusammen, schafften sich Djemben an und lernten, darauf zu spielen.
Für die gute Kommunikation zwischen Chor und Chorleitung sorgen sieben Stimmsprecher. Das Kuratorium, das vor zehn Jahren Jürgen Günther aufbaute, verwaltet und bearbeitet das finanzielle Geschehen unseres Förderkreises in Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand.
Für aufwendig zu organisierende Events wie die beiden St.-Paulus-Gospeltreffen oder auch unser Jubiläumsjahr mit vielen Akzenten sorgen Organisations-Teams, die sich dafür zusammenfinden. Alle unseren Gesangseinsätze sind abhängig von Tontechnik und Stage-Piano, sind getragen durch die starken und hilfsbereiten Hände unserer Chormänner, die Boxen und Kisten schleppen, aufbauen, Bänke rücken, räumen, zur Seite stehen, wenn etwas fehlt oder kaputt ist.
Unser Chorleben wird gestärkt und intensiviert durch Probenwochenenden, am allerliebsten in der Akademie Loccum, wo wir auch schon in den diesjährigen Osterferien unser Jubiläumsjahr begonnen haben.
Katrin Götz, 2012